Fraiu steht mit ihrem Handy am Bahngleis Fraiu steht mit ihrem Handy am Bahngleis

Wie voll wird mein Zug?

Einheitliche Auslastungsinformationen

Nicht nur durch die Coronapandemie, sondern auch im Zuge des 9-Euro-Tickets gewinnt das Thema Auslastung im öffentlichen Nahverkehr an Bedeutung. Immer stärker steigt bei Fahrgästen der Wunsch nach einer zuverlässigen Auslastungsinformation. Viele Verkehrsunternehmen gehen bereits mit gutem Beispiel voran. Um diese Insellösungen zu bündeln und einen deutschlandweiten Standard für Auslastungsinformation zu etablieren, gibt es die Brancheninitiative Auslastungsinformation (BRAIN). Das Ziel von BRAIN ist es, den ÖPNV-Nutzer*innen ein einheitliches Kundenerlebnis zu ermöglichen.

Die Brancheninitiative Auslastungsinformation, kurz BRAIN, setzt sich dafür ein, den Belegungsgrad von ÖPNV-Fahrzeugen einheitlich für Fahrgäste abzubilden. Die Arbeitsgruppe, bestehend aus mehr als 35 Verkehrsunternehmen, Verbünden sowie Industriepartnern, will Fahrgästen so die Möglichkeit geben, auf weniger ausgelastete Busse und Bahnen auszuweichen und den höchstmöglichen Komfort zu wählen.

Information und Prognose

Die standardisierte Auslastungsinformation umfasst dabei nicht nur Echtzeitdaten, sondern es fließen auch historische Daten ein, mit deren Hilfe Prognosen für Busse und Bahnen erstellt werden.

Erhoben werden können Daten für die Auslastungsinformation beispielsweise über Türsensoren, die mithilfe von Infrarot erkennen, wenn jemand ein- bzw. aussteigt, über die Zählung der Endgeräte, die sich in das WLAN der Fahrzeuge einwählen oder über eine anonymisierte Videoerfassung mittels im Fahrzeug angebrachter Überwachungskameras.

Die Kombination aus Auslastungsinformation und -prognose wird den Fahrgästen über die unterschiedlichsten Kanäle zur Verfügung gestellt. Dazu gehören die Apps der Verkehrsunternehmen, Website-Auftritte und vor Ort natürlich die Anzeigen an Bahnhof, Gleis oder im Fahrzeug selbst.

INFO

BRAIN ist die Brancheninitiative Auslastungsinformation. Sie wurde im Februar 2021 ins Leben gerufen und mittlerweile engagieren sich circa 35 Aufgabenträger, Verkehrsunternehmen und Industriepartner dafür, gemeinsam Lösungen für einheitliche Standards zur Erfassung, Berechnung und Anzeige von Auslastungsinformation zu erarbeiten.

Erste Pilotprojekte

Um die einheitliche Auslastungsinformation voranzutreiben, gibt es im Rahmen von BRAIN derzeit bei verschiedenen Verkehrsunternehmen und -verbünden erste Pilotprojekte.  Dazu gehören beispielsweise die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) oder der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). Auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) spielt seinen Kund*innen die Auslastung aus. Eine mobile Anzeige informiert ÖPNV-Nutzer*innen schon vor Fahrtantritt über das Fahrgastaufkommen auf ihrer Route. Damit aber nicht genug: Ist die Fahrzeugbelegung zu hoch, werden alternative Routen angezeigt, die eine geringere Auslastung haben.

Beispiel Rhein-Main: Die Fahrzeugbelegung wird anhand verschiedener Datenquellen prognostiziert. Diese basieren auf über zwei Millionen täglicher Abfragen aus der RMV-Verbindungsauskunft sowie Daten aus dem RMV-HandyTicket. Hinzu kommen zusätzliche Daten aus automatischen Fahrgastzählsystemen des Stadtverkehrs Frankfurt – U-Bahn, Straßenbahn und Bus – und der Frankfurter S-Bahn. Die Prognose wird ergänzt durch externe Ereignisse wie Baustellen oder Großveranstaltungen. Informationen wie Störungen oder Ausfälle soll die Auslastungsanzeige mittelfristig ebenfalls berücksichtigen. Datenschutzkonform ist das Ganze auch: Die Daten, auf denen die Prognose basiert, lassen keine personenbezogenen Rückschlüsse zu.

Auslkastungsanzeige des RMV auf einem Handy

Datenschutz wird gewährleistet

Grundsätzlich gilt: Ist eine Erfassungsmethode nicht DSGVO-konform, wird sie im Rahmen von BRAIN nicht genutzt. Ein Beispiel: Bei der Fahrgastzählung über Überwachungskameras werden die Gesichter mithilfe von entsprechender Software anonymisiert. Es gibt beispielsweise die Software „Brighter AI“, die die Gesichter verwischt. Mit der Methode „Deep natural Anonymization“ werden biometrische Eigenschaften von Gesichtern hingegen verfälscht, durch synthetische Gesichter ersetzt und so die Identitäten vor einem automatisierten Abgleich geschützt.

Und was bringt das Ganze?

Eine einheitliche Auslastungsinformation zahlt nicht nur auf das Ziel reibungsloser Betriebsabläufe ein, sondern sorgt zudem auch für zufriedene Fahrgäste. ÖPNV-Kund*innen können standardisierte Auslastungsinformationen intuitiv verstehen. Bereits bei der Planung können sie einsehen, wie voll ihr Bus oder ihr Zug voraussichtlich wird. Dementsprechend können sie auf frühere oder spätere Verbindungen ausweichen. An der Haltestelle selbst wird sichtbar, welcher Bereich wie voll ist und sich entsprechend platzieren. Kurzum: Einheitliche Auslastungsinformationen, wie sie von BRAIN angestrebt werde, ermöglichen eine effektive Reisendenlenkung und heben so den Komfort der Kund*innen. Und ein attraktiverer ÖPNV leistet schlussendlich auch einen Beitrag zum Gelingen der Mobilitätswende.