So hilft die Saarbahn Blinden und Sehbehinderten beim Busfahren
Barrierefreiheit im ÖPNV
Orientierung und Mobilität spielen eine wichtige Rolle bei der Inklusion blinder und sehbehinderter Menschen. Um selbstbestimmt im öffentlichen Nahverkehr #BesserWeiter zu kommen, gilt es ihnen das Bus- und Bahnfahren zu erleichtern. Wie das aussehen kann? Die Saarbahn macht`s vor.
Welche Linie fährt gerade in die Haltestelle ein? Wo befinden sich die Eingänge am Fahrzeug? Wann muss ich aussteigen und wo ist der Halteknopf? Das, was für viele Fahrgäste selbstverständlich ist, wenn sie mit dem Bus unterwegs sind, ist für blinde und sehbehinderte Menschen eine Herausforderung.
Die Saarbahn setzt genau da an und stattet ihre gesamte Busflotte bis voraussichtlich Ende 2023 mit einem „Barrierefreien Informations- und Orientierungssystem“ aus. Das System INTROS (Independent Travelling Orientation System) erleichtert blinden und sehbehinderten Menschen die ÖPNV-Nutzung.
Das Vorhaben wird vom saarländischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr gefördert. Kooperationspartner ist die Trapeze Switzerland GmbH in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband.
Und so funktioniert`s
INTROS ist eine Kombination aus App- und Fahrzeuglösung. Um leichter Busfahren zu können, bedient der blinde oder sehbehinderte Fahrgast eine App, über die er mit Fahrer*in und Fahrzeug interagieren kann. Diese Interaktion wird durch ein Fahrzeug- und Audiomodul möglich, welches die Saarbahn in ihrer Busflotte verbaut.
Via App kann sich der Fahrgast das an der Haltestelle einfahrende Fahrzeug ansagen lassen. Wer einsteigen möchte, kann das mit einem Klick auf seinem Smartphone signalisieren. Ein akustisches Signal lotst dann zu einer geöffneten Tür. Während der Fahrt kann sich der Fahrgast außerdem Echtzeitinformationen einholen und sich so beispielsweise den Fahrtverlauf ansagen lassen. Wer übrigens kein Smartphone hat, kann alternativ auch einen Handsender nutzen.
Erprobtes Konzept
Bevor sich die Saarbahn dazu entschlossen hat, ihre komplette Busflotte umzurüsten, wurde das Konzept 2020 und 2021 mit blinden und sehbehinderten Menschen in einem Pilotprojekt zunächst auf einer Linie getestet. Mit dabei Heinz-Peter Engels. Er durfte sich bereits während der Testphase über das neue Angebot freuen und erklärt: „Selbst an stärker frequentierten Haltestellen kann ich so eigenständig den Bus nutzen, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Diese Mobilität bedeutet für mich ein Stück Lebensqualität.“
Auch Saarbahn-Geschäftsführer Peter Edlinger zeigt sich zufrieden: „Mit der Einführung des Systems kann insbesondere unseren blinden und seheingeschränkten Fahrgästen die Nutzung des ÖPNV erleichtert und ihre selbstbestimmte Mobilität gefördert werden. Unserem Ziel, eine möglichst weitreichende Barrierefreiheit unserer Mobilitätsangebote zu erreichen, kommen wir damit noch ein Stück näher.“