KVB: Stadtbahnen erzeugen Strom für E-Busse
Innovative Ladeinfrastruktur in Köln
Immer mehr Verkehrsunternehmen setzen mit batterieelektrischen oder wasserstoffbetriebenen E-Bussen auf klimafreundliche Antriebe und bauen ihren Klimaschutzvorteil gegenüber Pkws weiter aus. Die Kölner Verkehrs-Betriebe gehen einen Schritt weiter: Im Rahmen des Projekts „Multimodale Lademodul-Integration“, kurz MuLI, wird hier Bremsenergie der Stadtbahnen, in Strom für E-Fahrzeuge umgewandelt.
Laut Umweltbundesamt verursachte im Jahr 2020 ein durchschnittlicher Pkw pro Personenkilometer 152 Gramm Treibhausgase. Im Vergleich dazu: Ein Linienbus kommt auf 111 Gramm pro Personenkilometer, Straßen, Stadt- und U-Bahnen auf 75 Gramm und im Fernverkehr liegt der Ausstoß der Treibhausgase bei 50 Gramm.
Jeder Fahrgast in Bus und Bahn leistet also einen wertvollen Beitrag für die Luftqualität und für den Klimaschutz. Laut Verband Deutscher Verkehrsunternehmen spart der ÖPNV insgesamt 10,5 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen ein. Dass Busse und Bahnen im Vergleich zu Autos weniger emittieren ist aber längst nicht alles: Darüber hinaus setzen Verkehrsunternehmen vermehrt auf Elektrifizierung und klimaneutrale Energien – und bauen so ihren Vorsprung aus. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) gehen ihrerseits neue Wege, indem sie eine innovative Ladeinfrastruktur völlig neuen Typs in Betrieb genommen haben.
Energie aus Bremsvorgang
Bei der KVB sorgt derzeit das Projekt Multimodale Lademodul-Integration (MuLI), das in Zusammenarbeit mit der RheinEnergie und den Ford-Werken durchgeführt wird, für noch mehr Klimaschutz im ÖPNV. Wie genau? Bei jedem Bremsvorgang der Stadtbahnen wird Energie freigesetzt. Diese wird in Strom umgewandelt, welcher in Fahrzeug-Ladestationen innerhalb von sechs Batterie-Blöcken gespeichert wird. Der Strom kann an E-Busse abgegeben werden, aber auch E-Autos können von dieser effektiven Energienutzung profitieren. Denn mit der wachsenden Elektrifizierung des Straßenverkehrs steigt der Bedarf an Ladestellen.
Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB, erklärt zum Projekt: „Wir sind als KVB Vorreiter beim Thema Klima- und Umweltschutz in Köln. Unser Fachwissen bringen wir daher sehr gern in die Entwicklung innovativer Ladeinfrastrukturen ein, um durch Rückgewinnung und clevere Speichermöglichkeiten verwendeten Ökostrom für weitere Verkehrsmittel sozusagen nochmals einzusetzen. Solche charmanten Lösungen könnten mit den Erfahrungen aus dem Projekt MuLI auch weitere Anwendungsfälle finden.“
Gebrauchte Batterien zur Speicherung
Auch die genutzten Batterien selbst sind Teil eines nachhaltigen Gesamtkonzepts made in Cologne: Die Multimodale Lademodul-Integration ist an der Stadtbahn-Haltestelle Bocklemünd aufgebaut und zeichnet sich nicht nur durch effektive Energienutzung, sondern auch durch eine höchst nachhaltige Wiederverwendung aus. Grundlage für MuLI bilden nämlich gebrauchte Hochvolt-Batterien aus E-Autos, die für mobile Anwendungen nicht mehr ausreichen, sich aber noch für die Energiespeicherung hervorragend eignen. Die Batterien werden von Ford ausrangiert und für ein Speichersystem zusammengeführt. Die Gesamtspeicherkapazität liegt bei 300 Kilowattstunden.
Durch MuLI kann die KVB Strom einsparen und zurückgewonnene
Energie für eigene Zwecke nutzen. Genau das ist auch schon auf
der Linie 126 (Bocklemünd – Chorweiler) der Fall. Für die 15
Kilometer lange Strecke vom Westen der Domstadt in den Norden
pendeln drei Batterie-Gelenkbusse, die ihre Energie bereits
über MuLI beziehen. Geladen wird in der Fahrerpause. Das
Fahrzeug wird dafür unter einem Lademast abgestellt. Über
einen Stromabnehmer und eine Software, die den Bus und sein
Energiedefizit erkennt, erfolgt das Aufladen.
Bis 2030 will die KVB komplett auf klimaneutrale Antriebe
umstellen. Zudem schlüpft sie mit MuLI zudem in eine neue
Rolle: Neben Ökostrom-Bezieher wird das Verkehrsunternehmen
auch zum Ökostrom-Weiterleiter.